Wenn wir schon mal hier sind, wollen wir Brunei das Sultanat in Borneo auch besuchen. Wie schon geschrieben, hatten wir unsere Reise nach Brunei wegen der auch für Touristen bestehenden Strafen für Trinken in der Öffentlichkeit auf das Ende des Ramadan verschoben. Nun ist es so weit. Bisher war eigentlich immer Stau in Kota Kinabalu, heute morgen auf dem Weg zum Fährterminal sind die Straßen leer. Der Grund ist das heute begonnene Fest zum Ende des Ramadan, Hari Raya Aidil Fitri. In weniger als 10 min sind wir da, sonst hat das mehr als 30 min gedauert. Die Fähre ist eine typische Speadboat-Expressfähre runtergekühlt auf Kühlschranktemperatur. Zur Überraschung gibt es statt Bollywood oder der ähnlichen malayischen Form (auch romantische Geschichten aber ohne Tanzeinlage) Eddy the Eagle. Wir wechseln die Fähre in Labuan, der Halt dort ist ca 1,5 Stunden, genug, um noch im Duty Free Shop einzukaufen.
In Brunei ist die Einreise schnell erledigt, die Duty-Free Flasche Wein muss angemeldet werden, unsere Schnorchel sorgen in der Kontrolle für großes Gelächter, sie sind in der Röntgenkontrolle mit etwas anderem verwechselt worden (was auch immer Hoss oder so ähnlich heißt, wir haben da so unsere Vermutungen).
Brunei ist ambivalent. Der Sultan ist einer der reichsten Männer der Welt, der Reichtum beruht auf den reichhaltigen Erdölvorkommen. Die Sprache ist malayisch, das Stadtbild aber sehr unterschiedlich zu den meisten malayischen Städten, es gibt eine sehr gute Infrastruktur, alles ist sehr sauber, großzügig, ähnlich wie Singapur nur natürlich viel kleiner. Sultan und Prinzen führten einst ein Jet Set Leben, der Sultan, Hassanal Bolkiah, hatte mehrere Frauen, sein Bruder, auch der Playboy-Prinz genannt, ein ganzes Harem (dazu gibt es auch ein Buch, veröffentlicht 2010: Some Girls: My Life in a Harem von Jillian Lauren).
Seit der Unabhängigkeit beruht die Gesetzgebung auf der Scharia. Mittlerweile hat der Sultan die Gesetze verschärft. Neben obiger Regelung für die Ramadan-Zeit ist es beispielsweise auch untersagt, fröhliche Weihnachten zu wünschen. In 2014 wurde der Sharia-Bezug ausgedehnt, die Todesstrafe durch Steinigung wurde wieder eingeführt, nach Protesten soll dies jedoch phasenweise erfolgen. Diese gilt sowohl für diverse Straftaten als auch für Ehebruch sowie außereheliche sexuelle Beziehungen zwischen Muslimen und für Homosexualität. Phase 2 mit härteren Körperstrafen wie beispielsweise Handabschneidung für Diebstahl oder Steinigung für Ehebruch soll in 2017 erfolgen, letzteres ist bei der oben beschriebenen Vergangenheit der Royals sehr pikant. Als einer der Gründe für diese Verschärfungen wird öfter geschrieben, dass der Sultan so den strengen Zielen fundamental-islamistischer Gruppen zuvorkommen möchte, damit dem Bedeutungszuwachs dieser Bewegungen sämtlicher Nährboden entzogen wird. Ausgeführt wurde die Todesstrafe bisher nicht.
Warum ambivalent? Das Land ist weit von einer Demokratie entfernt, Der Sultan ist Staatsoberhaupt, Premier-, Verteidigungs-, Außen-, Handels- und Finanzminister in einer Person. Der Reichtum der Sultansfamilie ist unglaublich. Die Leute machen trotzdem einen sehr zufriedenen Eindruck, alle sind sehr nett, angenehm ruhig und hilfsbereit. Die Sozialleistungen sind sehr gut, das Gesundheitssystem ist kostenfrei, auch der Besuch von Universitäten, selbst im Ausland steht allen kostenfrei zur Verfügung. Trotz der für uns wahrgenommenen deutlichen Einschränkungen hatten wir nicht den Eindruck, dass dieses von den Einwohnern von Brunei ähnlich wahrgenommen wird. Ein Beispiel ist dieses Interview mit einem schwulen Studenten aus Brunei kurz nach der Verschärfung 2014.
Sehenswürdigkeiten
Die Sehenswürdigkeiten in der Hauptstadt Bandar Seri Begawan sind schnell gesehen. Sehr schön ist die Omar-Ali-Saifuddin-Moschee, die ähnlich wie in Kota Kinabalu in einem künstlichen See gebaut wurde (die in Brunei mit 1958 natürlich zuerst).
Das Royal Regalia Museum war wegen der Feiertage geschlossen, aber es gibt meiner Meinung nach auch spannenderes als Staatsgeschenke eines der reichsten Männer der Welt anzuschauen. Der Sultanspalast (es ist der Palast mit den meisten Zimmern auf der Welt) war zum Glück wegen Hari Raya öffentlich zugänglich. Am schönsten war die Fahrt mit dem Wassertaxi durch Kampong Ayer, das sogenannte Wasserdorf mit vielen Häusern, Schulen und einer Moschee. Im Feature-Bild dieses Beitrages sieht man die Feuerwehr, hat irgendwie etwas, eine Feuerwehr auf dem Wasser.
Essen
Da wir nur kurz hier waren, kann ich wenig empfehlen. Ein Mittagessen gab es ja im Sultanspalast, aber dazu schreibe ich an anderer Stelle. Am Fluss, direkt an der zentralen Anlegestelle der Wassertaxis waren wir einen Abend in einem japanischen Restaurant, dem Kaizen Sushi an der Waterfront. Essen und Aussicht sind hier sehr gut.
Unterkunft
Wir waren im Radisson, die Hotels gefallen mir eh sehr gut und auch hier war es sehr angenehm und vor allem war es sehr zentral.
Von Brunei aus sind wir mit dem Bus nach Miri gefahren um in den tollen Mulu-Nationalpark zu fahren. Details findet ihr hier.